Rechtsbegriffe und -konzepte haben häufig keine Entsprechung im jeweils anderen Rechtskreis. Wie gehen wir mit diesen Schwierigkeiten um? Ist es überhaupt möglich, eine „richtige“ Übersetzung zu bewerkstelligen? In Gerichtsverfahren hat es schon öfter Streit über die „Korrektheit“ von Übersetzungen gegeben. Nicht nur Parteien, auch Richter bezweifeln manchmal den Gehalt eines übersetzten Dokuments, wenn sie Texte stichprobenweise vergleichen. Mitunter interessieren sie sich auch für die Bedeutung eines bestimmten Begriffs im englischen Recht.
In diesem Seminar werden wir uns mit Struktur, Aufbau und Inhalt von deutschen und englischen Verträgen beschäftigen und Schwierigkeiten identifizieren, die sich bei einer Übertragung ergeben. Dabei wird es nicht darum gehen, den „richtigen“ Weg zu bestimmen, sondern im Rahmen eines Austauschs unter den Teilnehmer*innen aufzuzeigen, welche Bandbreite es bei der Wahl eines Begriffs mitunter geben kann, welche Lösungen vertretbar und welche Übersetzungsvarianten objektiv falsch sind.
Der Umgang mit Einzelproblemen (z. B. Fachbegriffe, Polysemie, Faux Amis, Shall, Doublets/Triplets) wird uns dabei ebenso beschäftigen wie Konzepte, die dem jeweils anderen Recht – und damit der jeweiligen Rechtssprache – fremd sind.
Inhalte/Schwerpunkte des Seminars:
- Aufbau, Struktur und Inhalt von deutschen und englischen Verträgen
- Standardformulierungen
- Länderspezifische Besonderheiten und Konzepte
- Typische Vertragsklauseln, die im jeweils anderen Rechtskreis unüblich sind
- Fallstricke anhand ausgewählter Beispiele
Was sollen die Teilnehmer*innen am Ende gelernt haben:
Die Teilnehmer*innen sollen sensibilisiert werden für unterschiedliche Rechtskonzepte und deren Auswirkungen auf die übersetzerische Tätigkeit. Insbesondere sollen sie sich Wissen über typische und untypische Vertragsklauseln im englischen und deutschen Recht aneignen und Herangehensweisen erlernen, damit im Rahmen ihrer Übersetzertätigkeit umzugehen. Sie sollen ferner lernen, grobe Fehler zu vermeiden und ein Verständnis für die Schwierigkeiten entwickeln, die sich aus dem Zusammenwirken von Recht und Rechtssprache ergeben können.
Zielgruppe:
Übersetzer*innen, die Rechtstexte EN<-->DE übertragen.
Über den Referenten
Patrick Mustu ist Rechtsanwalt, Sprachtrainer und Übersetzer. Er hat in Deutschland und Südafrika Jura studiert und in London und New York gearbeitet. Seit über 20 Jahren ist er in der Erwachsenenbildung tätig, vornehmlich als Firmentrainer und Tagungsreferent.
Patrick Mustu ist Autor mehrerer Publikationen zur englischen Rechtssprache und war von 2013-2016 im Vorstand der European Legal English Teachers‘ Association (EULETA).